Martin-Luther-Kirche Tegernheim

 

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Lutherstr. 32; 93105 Tegernheim

 

Die Martin-Luther-Kirche Tegernheim wurde im Jahr 1968 erbaut. Rechtzeitig zur 40-Jahr-Feier 2008 wurde die Kirche renoviert. Gottesdienste finden hier regelmäßig Sonntags um 9 Uhr statt.

Bedingt durch den schlechten baulichen Zustand der Martin-Luther-Kirche sind seit einigen Jahren schon Überlegungen im Schwange wie es mit der Kirche und einem Gottesdienstort im zweiten Sprengel weitergehen kann.

Durch die momentane Vakanzsituation ruhen diese Überlegungen zurzeit.

Folgende Eckpunkte sind aber wohl schon klar:

  • Die Martin-Luther-Kirche wird nicht mehr auf Dauer in Betrieb zu halten sein.
  • Ein Neubau kommt wegen der Finanzsituation der Landeskirche und der Kirchengemeinde nicht mehr in Frage.
  • Einzig wohl mögliche Perspektive ist die Kooperation mit anderen Partnerinnen und Partnern, mit denen man sich die Räumlichkeiten teilt und aber auch gemeinsam finanziert.
  • Der Kirchenvorstand hat festgelegt, dass als Ort für ein Gottesdienstgebäude nur der westliche Teil des Außensprengels in Frage kommt, weil dort anteilmäßig die meisten Gemeindeglieder wohnen.

 

Aus dem Archiv:

 

Pfarrer Tobias Müller hat folgenden Text über die Martin-Luther-Kirche geschrieben:

„Die Martin-Luther-Kirche - Eine Liebe auf den zweiten Blick!"

„Du bist keine Schönheit, von den Jahren ganz grau, liebst dich ohne Schminke, bist ne ehrliche Haut, leider ziemlich abgebaut, aber gerade das macht dich aus..." (frei nach H. Grönemeyer: Bochum)

Ein architektonisches Kleinod ist sie nie gewesen, unsere Martin-Luther-Kirche in Tegernheim, und sollte sie wohl auch nicht sein. Ihre äußerliche Erscheinung strahlt Zweckmäßigkeit aus, Direktheit, ohne Brimborium und Schnörksel - eine ehrliche Haut eben.
Mittlerweile ist sie in die Jahre gekommen, die Gebrauchsspuren sind längst nicht mehr zu übersehen und sie hat ihre Marotten und Eigenarten entwickelt, auf die man im Umgang mit ihr Rücksicht nehmen muss (Unser Mesner Herr Hoffmann hat sich da mit viel Geduld große Fertigkeiten angeeignet): Das Anheizen der Ölöfen zum Beispiel erinnert - besonders wenn es drinnen kälter ist als draußen - an schamanische Rituale, bei denen bestimmte Kräuter (Ofenanzünder) in dampfende (qualmende) Gefäße geworfen werden müssen, um die Geister gnädig zu stimmen (um die Temperatur auf angenehme Werte zu bringen). Dieser Vorgang muss gegebenenfalls öfter wiederholt werden und braucht ausreichend Zeit.
Sind die Töpfe dann auf Touren, kann man als davor Sitzende an manchen Tagen ein Lagerfeuererlebnis der besonderen Art genießen: von hinten heiß, von vorne kalt.
Oder: Wer beim Herunterlassen eines zuvor zu hoch gezogenen Rollladens nicht auf einen Stuhl steigen möchte, bedarf viel Fingerspitzenund
Rhythmusgefühls, um die Rolle in die richtige Schwingung zu bringen, bis sie sich wieder vor die Fenster senken lässt.
Das Benutzen vorderen Toilette konnte eine Zeit lang je nach Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu bestimmten Jahreszeiten zu einem Abenteuerspiel mit ungewissem Ausgang werden, da sich die Türe nach Benutzung manchmal nicht mehr öffnen ließ. Zum Glück sind bisher keine größeren Opfer zu beklagen gewesen. (Keine Angst, hier hat Herr Draser dankenswerter Weise kürzlich Abhilfe geschaffen!)

Auf den ersten Blick also keine Kirche, in die ich mich gleich verliebt hätte und die für mich eine besondere andächtige Ausstrahlung hätte.
Trotzdem hat sie mich von Anfang an irgendwie angesprochen, und ich glaube, es sind v. a. zwei Dinge:

Zuerst ist es der direkte Kontakt, den sie ermöglicht. Auch wenn sich, wie in anderen Kirchen auch, die Besucherinnen und Besucher oft gern möglichst weit verteilen: alle sind sich immer noch nah, es gibt keine Barrieren (z.B. Stufen zum Altar) zu überwinden, der Liturg bzw. die Liturgin sind Teil der Gemeinde. Kein Hall verändert die Stimmen. Gerade auch den vielen Kindern, die unsere verschiedenen Angebote mit oder ohne ihre Eltern nutzen, ermöglicht unser Kirchenraum einen sehr ungezwungenen natürlichen Umgang. Vielleicht ist das ein Grund, warum so viele gerade zu Familiengottesdiensten und anderen kinderfreundlichen Angeboten in unsere Martin-Luther-Kirche kommen. Leider kommt sie bei besonderen Anlässen platzmäßig auch an ihre Grenzen. Am vergangenen Weihnachtsfest war das besonders deutlich: bereits eine halbe Stunde vor Beginn gab es keine Stehund Sitzplätze mehr und so konnten zahlreiche Gemeindeglieder nicht an dem Gottesdienst teilnehmen. So sehr uns das große Interesse gefreut hat, so sehr bedauern wir die Enttäuschung und die Verärgerung für die, die wieder gehen mussten.

Das zweite, was mich an der Martin- Luther-Kirche anspricht, sind die Menschen, die diese Räume (und die Wiese drum herum) so selbstverständlich nutzen und in Beschlag nehmen, die mitfeiern und mit anpacken und mitgestalten und die sie so immer wieder mit Leben füllen: Alte und Junge. Und vielleicht ist es – böse gesagt - gerade auch das Gefühl, das man bei der Martin-Luther-Kirche eigentlich nichts mehr schlimmer machen kann, das einen so erfrischend hemdsär - melig und ungezwungen mit ihr umgehen lässt. In gewisser Weise steht die Martin- Luther-Kirche für eine bestimmte Theologie, für eine bestimmte Sicht auf Gott und die Menschen: Für die Bescheidenheit Gottes, für die Unmittelbarkeit seiner Beziehung zu uns, für seine Liebe nicht zu starren Formen sondern zum quirligen Leben mit all seinen Unvollkommenhei - ten. Trotzdem sind Nostalgie und Schönfärberei bei unserer Martin-Luther-Kirche nicht angebracht: Um sie auch in den kommenden Jahren nutzen zu können und v. a. weiterhin auch gerne zu nutzen, stehen eine Reihe von Arbeiten an, Entrümpelung, Schönheitsreparaturen etc. Tiefgehende Renovierungen können es nicht sein, aber ich denke, dass wir ihr Gesicht mit ein einem gründlichen „Peeling“ und bisschen „Rouge“ doch gehörig auffrischen könnten. Nachdem einige Mitarbeiterinnen mit mir zusammen schon vor einiger Zeit eine gewisse Bestandsaufnahme gemacht haben, wird sich der Kirchenvorstand in den nächsten Wochen und Monaten damit auseinandersetzen und entsprechende Pläne aufstellen. Genauso wie zur Frage, wie es weitergehen soll, wenn die Martin- Luther-Kirche einmal ihren Dienst getan hat. Dabei sollten wir uns bewusst machen, was wir wollen, und dann Strategien entwickeln, wie wir das mit den gegebenen Mitteln und Möglichkeiten bewältigen können. Bei all dem werden wir Ihre Unterstützung, Ihre Ideen und Anregungen gut gebrauchen können. Ich freue mich drauf!

 

Mit herzlichem Gruß

 

Tobias Müller

Pfarrer an St. Lukas und im zweiten Sprengel für die Martin-Luther-Kirche zuständig von 2005 bis 2017